Kleine Kämpfe - große Anstrengung
Gestern nahm ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen an einer SPÖ-Veranstaltung teil, in der hitzig diskutiert wurde, ob man ein Sexkaufverbot in Österreich einführen solle. Das Ziel dieser Diskussionsrunde war lediglich Austausch und nicht das Beschließen neuer politischer Forderungen. Dennoch hatte ich während des gesamten Events Bluthochdruck, Schweißausbrüche und Aggressionen - eine interessante Erfahrung.
Faktisch ging es an diesem frostigen Montagabend um "nichts". Es handelte sich um ein isoliertes Treffen von SPÖ-Frauen zum Thema Prostitution, zu dem - wie so oft - keine Sexarbeitenden eingeladen waren und das wir somit selbst aufspüren und unterwandern mussten. Keine Presse, viele festgefahrene Meinungen, wenig Potential für Veränderung. Und dennoch: jede Sekunde, die ich bei derartigen Veranstaltungen verbringe, ist eine pure Qual, weil mir der Aktivismus der Gegnerseite Angst macht.
Dazu kommt, dass die Sexkaufgegner/innen ständig an uns Sexarbeitenden vorbeireden und uns einfach nicht zuhören wollen. Eine hysterische Pseudofeministin nahm die ekeligen Berichte in Freierforen als Vorwand, um Sexarbeit zu kriminalisieren. Wir Sexarbeiterinnen finden diese Beiträge doch genau so bescheuert, wir wünschen uns auch eine starke Regulierung dieser digitalen Müllhaufen. Eine andere möchte Sexarbeit verbieten, weil sie gegen Menschenhandel ist. Wir sind doch genauso gegen Menschenhandel, niemand von uns findet es gut, wenn Menschen Zwangsarbeit leisten müssen. Deswegen fordern wir aber auch nicht, die Branchen, in denen Ausbeutung am häufigsten passiert, nämlich Landwirtschaft, Gastronomie oder Pflege, zu verbieten. Das ist der komplett falsche Ansatz.
Was bei den Befürworter/innen des Nordischen Modells besonders schade ist, ist, dass sie Migrationshintergrund mit Zwangsprostitution gleichsetzen. Ich habe genug rumänische Kolleginnen, die selbstbewusst und gerne in der Sexarbeit tätig sind. Diese Pseudofeministinnen stellen migrantische Frauen hingegen so dar als wären sie dumm, hilflos und unmündig. Wenn in Österreich Sexarbeit kriminalisiert wird, dann muss ich ins Ausland auswandern und zu einer migrantischen Sexarbeiterin werden. Das Letzte, was ich dann brauche, sind irgendwelche Misandristinnen, die zuerst dafür gesorgt haben, dass ich meine Rechte verliere, und die danach auch noch so tun als würden sie es gut mit mir meinen, da es schließlich ihre Pflicht sei, mich vor der bösen Männerwelt zu schützen. Die, die uns entmündigen, sind es es, vor denen wir gerettet werden müssen. Nicht vor den Menschen, die unsere Dienstleistung in Anspruch nehmen.