Der Schlüssel zu unbegrenzter Motivation
Wie hat Thomas Brezina es geschafft, mehr als 570 Bücher zu schreiben?
Diese Frage stellte ich mir schon vor Jahren und lange konnte ich einfach keine Antwort darauf finden. Dabei ist es doch so offensichtlich! Erst durch die Sexarbeit konnte ich das Rätsel um Thomas Brezina lösen. Nein, es waren keine Ghostwriter/innen, die ihm zum Ruhm verholfen haben.
Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich ganz einfach: Er kann nicht anders.
Er ist ein Getriebener, der sich selbst und seinem Tatendrang nicht auskommt, so wie ich mir nicht auskomme. Wenn ich eine gute Artikelidee habe, muss ich sie einfach ausarbeiten, auch wenn ich mich im Sommer zurückhalten und auf andere Dinge konzentrieren wollte. So geht es ihm auch - wenn ihm etwas Gutes einfällt, macht er ein (Kinder)buch daraus. Ganz einfach.
Diese enorme Motivation überkommt einen, wenn man seine Berufung gefunden hat. Deshalb ist es mir auch so wichtig, meinen Mitmenschen zu vermitteln, dass sie so lange nach ihrer Berufung suchen sollen bis sie sie gefunden haben. Dass Arbeit nicht Spaß macht und nur ein notwendiges Übel ist, wird unseren Kindern von klein auf vermittelt; als Kindergartenkind wollte ich Pensionistin werden - schrecklich.
Unsere Gesellschaft wird immer leistungsfeindlicher, weil niemand mehr auf die Idee kommt, dass Arbeit eines der sinnerfüllendsten Dinge im Leben sein kann. Heute wollen die Leute Geld verdienen, ohne arbeiten zu müssen. Ich investiere auch in Diverses, keine Frage, aber es sich als Lebensziel zu setzen, nicht mehr arbeiten zu müssen, ist furchtbar traurig.
Setzt euch hin und überlegt euch Leitsätze für euer Leben. Denkt darüber nach, was ihr allgemein verbessern wollt und welche innerlichen Angelegenheiten euch besonders wichtig sind. Ich habe mir beispielsweise vorgenommen, nie mehr ein Bewerbungsschreiben zu verfassen. Dieses Ziel verwirkliche ich, indem ich mich selbstständig gemacht habe. Ich habe mich aber nicht in einem willkürlichen Bereich selbstständig gemacht, sondern in einer Sache, die mir am Herzen liegt: der Sexarbeit. Mein gesellschaftlich motiviertes Ziel ist es, Sexarbeit in Österreich zu entstigmatisieren, weshalb ich Bücher und Artikel zum Thema schreibe.
Meine treibende Kraft im Leben sind diese beiden Leitsätze. Ihr braucht starke Ideologien, um Zugang zu eurer tiefsten Motivation zu finden. Lange war ich Nihilistin und hatte kein Bedürfnis, etwas zu bewegen. Ich sage euch, das war kein Leben, sondern ein Konsumieren und Dahinvegetieren. Das Leben ist viel schöner, wenn man produziert, aktiv wird und etwas zur Verbesserung unserer Gesellschaft beiträgt.
Jeder Mensch hat eine Berufung. Wenn du sehr gut verdienst, aber dein Business dir keine Freude macht, dann hast du den falschen Beruf/die falsche Branche gewählt (oder du leidest unter Depressionen, take care). Welch eine schreckliche Zukunftsperspektive es doch ist, auf die Pension zu warten, um endlich frei zu sein!
Selbst wenn eure Hauptziele monetärer Natur sind, kann man das mit gesellschaftlichem Aufschwung verbinden. Euer Ziel könnte es beispielsweise sein, eine Villa in Florenz zu besitzen - das ist eine innere Angelegenheit. Diese könnt ihr nun mit einem gemeinnützigen Ziel verbinden, indem ihr beschließt, ihr wollt diese Villa von Geld kaufen, das ihr durch das Investieren in grüne Energien, dem Kreieren von Bildungsangeboten, den Ausbau des Pflegesystems usw. erwirtschaftet habt. Ihr werdet mit der Villa viel mehr Freude haben, wenn ihr auf dem Weg dorthin eure Ideologien verwirklicht, anstatt in ausbeuterische Unternehmen mit hohen Renditen zu investieren.
Oder ist euer Lebensziel von religiöser Natur? Möchtet ihr eurem Gott dienen, dann fragt euch, wie man das in Hinblick auf das Wohl der Gesellschaft am besten tun kann: Hilft man seinen Mitmenschen, indem man auf der Straße Leute belästigt, um zu missionieren oder gegen Abtreibung zu demonstrieren, obwohl der Zellhaufen - selbst wenn man ihn als Mensch wahrnimmt - keinen Schmerz spürt und direkt in den Himmel kommt, wenn man ihn entfernt? Oder tut man der Gesellschaft etwas Gutes, indem man gemeinnützige Organisationen gründet/unterstützt, karitativ arbeitet und sich um Arme und Kranke kümmert?
Einige Menschen essen aus Tierschutzgründen kein Fleisch (= innere Angelegenheit). Anstatt in der Mittagspause des frustrierenden Bürojobs XY die Kollegin zu kritisieren, die sich einen Burger bestellt hat, kann man sich beruflich der Pflege vernachlässigter Tiere widmen (= allgemeines Wohl).
Ihr müsst das Ausleben eurer Leidenschaften nicht auf eure Freizeit verschieben. Aus so gut wie jeder Überzeugung kann man einen Beruf machen, von dem man leben kann, wenn man kreativ, motiviert und fleißig ist. Es ist völliger Irrsinn, euer Leben an Tätigkeiten zu verschwenden, die euch frustrieren.
Und jetzt legt das Kastl weg, holt euch Stift und Papier, setzt euch zum Schreibtisch, reflektiert eure Ideologien und formuliert eure Leitsätze. Und dann verwirklicht sie.