Der böse weiße Heteromann
Sobald man über erfolgreiche Menschen spricht, melden sich Stimmen von links, die darauf hinweisen, dass Person XY ja nur Erfolg habe, weil sie weiß, heterosexuell und männlich sei. Ich halte diese Vorgehensweise für unüberlegt und gefährlich für die Zukunft unserer Kinder.
Indem über Erfolg nicht mehr ohne Zusammenhang mit Privilegien gesprochen werden darf, signalisieren wir allen Menschen, die nicht ins Schema passen, dass sie gar nicht versuchen brauchen, erfolgreich zu werden, weil es eh nur die Elite schaffe. Zeitgleich spricht man Menschen, die nicht am Existenzlimit herumeiern müssen, jegliche eigene Leistung ab.
Wir können doch nicht unseren Burschen einreden, dass sie sich dafür rechtfertigen müssen, wenn sie mal Karriere machen und allen nicht-weißen Migrant(inn)en das Gefühl geben, dass "das System" sie eh nicht nach oben lassen würde. Selbstverständlich gibt man irgendwann auf und begnügt sich mit einem durchschnittlichen Leben, wenn einem ständig eingeredet wird, dass man aufgrund unveränderbarer Umstände stark benachteiligt ist.
Es trägt genau gar nichts zur Gleichberechtigung bei, wenn wir Leuten vermitteln, dass sie der Feind sind, weil sie weiß, hetero und männlich sind. Das ist reinster Sexismus verpackt im Deckmantel des Feminismus. "Wie empowerst du deine Tochter?" "Ganz einfach - indem ich meinem Sohn sage, dass seine Leistungen weniger wert sind als ihre, weil er als Mann privilegierter ist als sie!"
Ich habe mal eine Diskussionsrunde besucht, bei der man sich zu Wort melden konnte, indem man wie in der Schule ein Handzeichen gab und darauf wartete, dass man sprechen durfte. Die Veranstaltenden zählten die Wortmeldungen von den anwesenden Frauen und Männern und rechneten sich anschließend das Prozentverhältnis aus. Die Herren hatten sich öfter zu Wort gemeldet und anstatt die Damen zu ermuntern, dass sie sich mehr an der Diskussion beteiligen sollten, wurde den Männern gesagt, dass sie weniger aufzeigen sollen.
Man macht eine Partei nicht größer, indem man die andere kleiner macht. Mir wird auch immer wieder gesagt, dass ich so erfolgreich sei, weil ich privilegiert bin. Nein, den Unterschied macht nicht meine Herkunft, sondern dass ich meine Berufung gefunden habe, sehr viel arbeite und mich ständig weiterbilde. Würden die Leute, die mich zu sich runterreißen wollen, auch 90h/Woche arbeiten anstatt auf der Couch zu liegen und über den Erfolg anderer herzuziehen, dann würden sie ebenfalls mehr erreichen.
Heutzutage darf man nicht mal mehr aussprechen, dass man seinen Lebensweg selbst wählen kann, ohne als ignorant abgestempelt zu werden. Natürlich ist es wichtig, über Privilegien aufzuklären, jedoch dürfen sie nicht zum Kernthema jeder Erfolgsdiskussion werden.
Hat ein erfolgreicher Unternehmer vorab 100.000€ Startkapital von seinen Eltern bekommen, so melden sich eifersüchtige Stimmen zu Wort, die meinen, er hätte es nur nach oben geschafft, weil er privilegiert sei. Ich wette mit euch, dass die meisten Neider/innen, die hinter dem Computerbildschirm auf "die Elite" schimpfen, mit den 100.000€ kein Imperium hätten aufbauen können. Es gehört mehr als Geld, Heterosexualität, eine helle Hautfarbe und ein männliches Geschlecht dazu, um erfolgreich zu werden. Gleich wie man es als dunkelhäutige lesbische Migrantin ohne Startkapital mit einer guten Idee durch Crowdfunding oder Investor/innen ganz nach oben schaffen kann. Sicher hat sie es schwerer als der weiße Unternehmer mit reichen Eltern, aber dennoch ist Erfolg nichts, was nur den Privilegierten vorbehalten ist.
Solltet ihr nicht "klassisch privilegiert" sein, dann hört bitte nicht auf die Leute, die euch demotivieren und noch mehr Steine in den Weg legen wollen. Ja, die gläserne Decke existiert, aber wozu in einem fremden Unternehmen aufsteigen wollen, wenn man sein eigenes gründen kann? Sucht euch Geldgeber/innen, bildet euch weiter - es gibt genug kostenlose Bildungsangebote im Internet - , macht euch selbstständig, aber lässt euch nicht von Pessimist(inn)en am Boden halten, nur weil die eine Rechtfertigung dafür brauchen, wieso sie Versager/innen sind.
Ich habe länger darüber nachgedacht, ob ich ein politisches Statement zu einem so hochkontroversen Thema abgeben soll, weil ich mir dadurch ziemlich sicher Kooperationen mit diversen Organisationen verbaue, aber ich kann bei diesem Blödsinn einfach nicht wortlos zusehen, nur um ja nicht der Diskriminierung bezichtigt zu werden. Ich vertrete grundsätzlich eine progressive Gesellschaftspolitik, aber es gibt einen Unterschied zwischen fortschrittlich und deppat.
Das linke Eck wird sich nun denken, dass ich ignorant sei und mich nicht mit den Lebensrealitäten anderer Menschen beschäftigen möchte. Nana, ganz im Gegenteil: Mehrere Jahre ließ ich mir linksextreme Ansichten indoktrinieren bis ich glaubte, dass alle weißen Menschen rassistisch seien, der Kommunismus und Planwirtschaft die besten Lösungen wären und meinte, dass meine Pronomen sie/er/es seien. Kein Witz. Ich habe mich so intensiv mit den Lebensrealitäten weniger privilegierter Menschen beschäftigt, dass ich zum Schluss gerade noch die Vernunftkurve kratzen und mich vom linken Eck distanzieren konnte. Politischer Extremismus ist wirklich nie gut und ich hoffe, dass die Gesellschaft aufwacht bevor wir in einer Welt leben müssen, in der wir systematisch unsere Söhne niedermachen und behaupten, das sei Feminismus.